Verurteile nicht zu schnell

Verurteile nicht zu schnell

Wir machen in unserem Leben alle Fehler, oftmals ohne es zu wissen. Daher ist es wichtig nicht zu schnell über jemanden zu urteilen, denn auch wir möchten nicht verurteil werden, für etwas was vielleicht nur ein Missverständnis war.

In dieser Folge bespreche ich eine Geschichte aus Trevor Noahs Buch „Farbenblind“, wie schnell durch Unwissenheit ein schlimmes Missverständnis passieren kann.

Das Buch findet ihr hier: Trevor Noah – Farbenblind:
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Verurteile nicht zu schnell

Textauszug – Transcription

Verurteile nicht zu schnell

Mein Thema von letzter Woche über „Rassismus“ und auch schon beim Thema „was darf man noch sagen“, fühlen sich offensichtlich einige nicht angesprochen, weil sie sagen, ich bin kein Rassist und ich habe auch kein Problem mit anderen Völkern. Sie sind eher genervt, dass man aufpassen muss, was man sagt, weil es einem sehr schnell falsch ausgelegt wird. Trifft jetzt weniger auf uns Ottonormalverbraucher zu, aber wenn jemand in der Öffentlichkeit steht, muss er oder sie schon sehr gut aufpassen was man sagen kann und was besser nicht. Jens Lehmann war ein sehr gutes Beispiel. Auch wenn ich ihn nicht besonders mag, glaube ich nicht, dass er wirklich ein Rassist ist, aber ein falsches Wort und du stehst in dieser Ecke.

Und genau darum soll es heute gehen, um die Urteile, die die Gesellschaft und manchmal auch jeder Einzelne trifft und das vielleicht manchmal ohne Grund. Damit das nicht gleich falsch verstanden wird und ich verurteilt werde. Jens Lehmann für seine Beleidigung zu verurteilen ist für mich zu 100% OK, aber zu sagen er wäre ein Rassist geht mir nach einem, zugegebenermaßen extrem dummen Spruch zu weit.

Meinungsfreiheit

Trevor Noah versinkt im Fettnäpfchen

Das beste Beispiel hierfür habe ich in der letzte Woche empfohlenen Biographie von dem Südafrikaner Trevor Noah gelesen. Er selbst war als Farbiger, mit einer schwarzen Mutter und einem weißen Vater immer zwischen den unterschiedlichen Gesellschaften gestanden und dies beschreibt er wirklich sehr schön in seinem Buch. Und bei einigen Geschichten aus seinem Leben habe ich mich gefragt, wie das wohl hier bei uns aufgenommen worden wäre, schließlich war er in seiner Kindheit, bzw. Jugend nicht gerade ein Lamm.

Die folgende Geschichte ist aus einer Zeit direkt nach der Schulzeit als jung Erwachsener. Er war sehr beliebt als DJ und das sprach sich rum, er machte das mit einem Kumpel und einer Tanzgruppe um auch zu zeigen, wie man zu der Musik tanzt. Die tolle Stimmung sprach sich auch rum und sie bekamen immer mehr Buchungen unter anderem von einer jüdischen Schule und da spielte sich dann folgendes ab. Ich lese das direkt aus dem Buch vor, damit ich hier nichts verfälsche oder am Ende ich etwas falsch gesagt hätte:

Trevor Noah – Farbenblind:

„Ich legte los. Der Bass dröhnte, meine Crew tanzte, und alle amüsierten sich prächtig. Die Lehrer, die Aufsichten, die Eltern, Hunderte Schüler–alle tanzten wie verrückt. Unser Set sollte fünfzehn Minuten dauern, und nach zehn Minuten kam für mich der Moment, »Let’s Get Dirty« zu spielen, unseren Startänzer auf die Bühne zu bitten und ein furioses Finale hinzulegen.

Ich spielte den Song an, die Tänzer bildeten einen Halbkreis und ich rief übers Mikro:

»Are you ready?!« »Yeahhhhhh!«

»You are not ready! Are you ready?!« »Yeeeaaahhhhhhhh!«

»All right! Give it up and make some noise for HIIIIIITTTTLLLLEERRRRRRRRRR!!!

« Hitler sprang in den Kreis und legte los. Die Tänzer um ihn herum feuerten ihn an: »Go Hit-ler! Go Hit-ler! Go Hit-ler! Go Hit-ler!«

Sie hatten den rechten Arm ausgestreckt und bewegten ihn im Rhythmus auf und ab.

»Go Hit-ler! Go Hit-ler! Go Hit-ler! Go Hit-ler!«

Und ich am Mikrofon legte vor. »Go Hit-ler! Go Hit-ler! Go Hit-ler! Go Hit-ler!«

Alle in der Aula blieben abrupt stehen. Niemand tanzte. Die Lehrer, die Aufsichten, die Eltern, die jüdischen Schüler mit ihren Kippas–alle standen wie erstarrt und blickten entsetzt zu uns auf die Bühne. Ich bekam das gar nicht gleich mit. Hitler auch nicht. Wir machten weiter. Gute dreißig Sekunden lang war im Saal nichts anderes zu hören als der Beat der Musik und ich, wie ich ins Mikrofon rief:

»Go Hit-ler! Go Hit-ler! Go Hit-ler! Put your hands in the air for Hitler, yo!«

Eine Lehrerin stürmte auf die Bühne und riss den Stecker für unsere Anlage aus der Steckdose. Plötzlich war es totenstill. Wütend ging sie auf mich los. »Wie kannst du es wagen?! Das ist abstoßend! Du widerlicher, ekelhafter, abstoßender Kerl! Wie kannst du es wagen?!

« Meine Gedanken rasten, ich überlegte fieberhaft, was sie meinte. Dann fiel der Groschen. Hitler hatte einen speziellen Move namens usspanavaal, was »wo man arbeitet« bedeutet. Sehr sexuell: Seine Hüften kreisten und stießen nach vorn, als ob er es mit der Luft treiben würde. Und diesen Move machte er in dem Moment, als die Lehrerin auf die Bühne rannte, also fand sie offenkundig unsere Art zu tanzen abstoßend. Aber diesen Move machen Afrikaner ständig. Er ist Teil unserer Kultur. Da stellten wir also unsere Kultur an diesem Kulturtag vor, und diese Frau nannte uns abstoßend. Sie fühlte sich angegriffen, und ich fühlte mich angegriffen, dass sie daran Anstoß nahm.

»Lady«, sagte ich, »ich glaube, Sie sollten sich jetzt erst mal beruhigen.«“

Kein Ausweg!

Der Dialog ging noch weiter, aber wie zu erwarten beruhigte sich die Frau nicht, was vermutlich auch jeder verstehen kann, nur Trevor hatte es damals nicht verstanden. Hitler war ein normaler Name für ihn. Während der Apartheidspolitik in Südafrika mussten alle afrikanischen Kinder neben ihrem traditionellen Namen auch einen englischen, bzw. europäischen Namen haben und die wurden ziemlich willkürlich gewählt aus der Bibel, von amerikanischen Filmstars oder berühmten Politikern aus den Nachrichten. Und da waren dann auch Namen wie Hitler, Napoleon oder Mussolini normal. Man hatte ja keinen Bezug dazu. Bei uns sträuben sich dabei natürlich die Nackenhaare, keiner würde auf die Idee kommen, dass man ein Kind so nennen darf.

Trevor meinte in seinem Buch auch, sie haben zwar die Daten des 2. Weltkrieges gelernt, aber keinerlei Hintergründe, also der Einmarsch in Polen ist bekannt, der Holocaust nicht wirklich. Dies galt übrigens auch für die eigene Geschichte, also die Apartheidspolitik. Darüber wurde zu seiner Zeit noch nicht unterrichtet.

Die Gründe

Für einen schwarzen Südafrikaner war Hitler auch nicht das Schlimmste, da wäre Cecil Rhodes als Premierminister in der Kolonialzeit das schlimmere Übel und 2015 wurden seine Statuen in Südafrika auch gestürzt.

Ich möchte aber nicht nur ihn vor dem Fehler schützen, sondern auch mal einen Blick auf die andere Seite werfen, der jüdischen Schule. Deren Reaktion war natürlich absolut nachvollziehbar, die wussten ja nicht, dass Hitler der wirkliche Name des Tänzers war und dass er den Namen auch nicht trägt, weil er ein Fan von ihm war oder gar ein Nazi ist.

Diese Geschichte ist natürlich ein absolutes Extrembeispiel. Der eine ist sich keiner Schuld bewusst, weil er nur den Namen seines Freundes sagt und die anderen fühlen sich beleidigt, weil es der schlimmste Feind des jüdischen Volkes war.

Es war eine Beleidigung, ohne zu beleidigen.

Denn wenn mir nicht bekannt ist, dass ich den anderen mit einem Wort beleidige, dann beleidige ich auch nicht aktiv. Selbstverständlich kann man jetzt über Bildung sprechen und ja, das ist auch der beste Weg. Aber wie oft ist es uns allen schon passiert, dass wir unseren Gegenüber einfach falsch verstanden haben oder wir falsch verstanden wurden. Sicher nicht in diesem Ausmaß, aber trotzdem beruhen Streitigkeiten oft auf der Grundlage zweier unterschiedlicher Sichtweisen.

Nur eine Momentaufnahme

Ein gutes Beispiel war vor 2 Wochen Armin Laschet beim Besuch der Hochwasseropfer. Es gibt ein Bild von ihm wo er lacht und natürlich fragen wir uns alle, wie kann man bei so vielen Toten und Menschen die alles verloren haben auch noch lachen. Ich kann das auch nicht schönreden, in so einer Situation und auf seiner Position kann und darf man sich nicht so verhalten. Allerdings wissen wir nicht, über was die gerade gesprochen haben oder ob da jemand gerade gezielt aufgrund der Betroffenheit die Stimmung etwas lockern wollte oder oder oder. Wir wissen es einfach nicht. Ich nehme mal positiv denkend an, dass er nicht über die Betroffenen gelacht hat. Alles andere wäre für mich undenkbar.

Fehler sind dazu da, gemacht zu werden!

Und auch privat gibt es mal den falschen Satz, den falschen Lacher oder eine Frage zum unpassenden Zeitpunkt. Wir sind davor alle nicht geschützt und machen alle unsere Fehler und nicht nur beim falschen Wort, sondern auch beim falsch verstehen. Und diese Podcastfolge soll dazu anregen, auch mal wieder aufmerksam zu sein und etwas zu hinterfragen, wie hast du das gemeint?

Wenn Trevor nicht gesagt hätte, „Lady beruhigen sie sich doch erstmal“, sondern „können sie mir erklären, was wir schlimmes getan haben“. Dann wäre die Situation vielleicht nicht viel besser geworden, aber er hätte sich zumindest entschuldigen können und erklären können, dass dies keine Beleidigung war, sondern der Name des Tänzers.

Wie können wir daraus lernen?

Und auch wir sollten viel öfters fragen, warum sich der andere angegriffen fühlt, nur dann verstehen wir auch, wo unser Fehler lag, bzw. das Missverständnis. Es müssen also beide Seiten an einer besseren Kommunikation arbeiten um vernünftig miteinander umzugehen. Ich bin mir sicher, wenn sich Armin Laschet und Trevor Noah über die Tragweite ihres Handelns bewusst gewesen wäre, sie hätten beide anderes gehandelt. Daher ist es auch wichtig die, sagen wir mal Fettnäpfchen zu kennen und sie bestmöglich zu umgehen.